Teil 1 - Wie fotografiere ich meine Katze?Wie fotografiere ich meine Katze – Folge 1


Das Histogramm

Im letzen Jahr hatten wir mit unserem Seminar „Wie fotografiere ich meine Katze" eine Einführung in die Katzenfotografie gezeigt. In diesem Jahr werden wir einen Teil 2 mit dem Schwerpunkt Bildbearbeitung anbieten. Ergänzend dazu wollen wir in diesem Heft damit beginnen verschiedene Punkte aus diesem weiten Themenbereich im RKS-Magazin zu veröffentlichen.

Das Thema der Folge 1 ist das Histogramm als Hilfsmittel zur Beurteilung unserer Aufnahmen bei der Entstehung und bei der nachfolgenden Bildbearbeitung.

Bild mit Histogrammanzeige

Sie haben sich bestimmt schon oft gefragt, warum Ihnen einige Fotos brilliant gelingen, andere aber flau und leblos wirken oder sogar gänzlich unbrauchbar sind. Als Hilfsmittel für die Beurteilung der Fotos ist das Histogramm ein wertvolles Werkzeug. Viele Digitalkameras bieten eine Histogrammanzeige bereits bei der Aufnahme an. Nutzen Sie diese Möglichkeit um eine solide Basis für gute Fotos zu schaffen.

Ihre Kamera kann mehr Informationen aufnehmen, als das menschliche Auge sehen kann. Die Kamera kann im Bereich der Schatten und Lichter noch feine Helligkeitsnuancen unterscheiden, die wir nur als dunkelstes Schwarz oder hellstes Weiß wahrnehmen. Das bietet Ihnen die Chance mit Hilfe der Bildnachbearbeitung nicht nur eventuelle Aufnahmefehler zu korrigieren, sondern auch die Freiheit die Wirkung Ihrer Fotos erheblich zu steigern.

Was also ist ein Histogramm und welche Information können wir daraus gewinnen.

Wikipedia sagt dazu: „Ein Histogramm ist eine graphische Darstellung der Häufigkeitsverteilung metrisch skalierter Merkmale." In unserem Fall handelt es sich um die Häufigkeitsverteilung der Helligkeitswerte der einzelnen Pixel, aus denen unser Bild besteht. Wie viele sind ganz schwarz, wie viele ganz weiß und wie viele liegen bei den unterschiedlichen Helligkeitswerten dazwischen?

Histogramm

Wenn wir ein Histogramm eines normal belichteten Fotos betrachten, dann zeigt sich ein Gebirge mit einem oder mehreren Gipfeln. Die Gipfel zeigen die Helligkeitswerte die am häufigsten vorkommen und die Täler die weniger häufigen. In der Regel sind ganz links die schwarzen und ganz rechts die weißen Werte. Das Gebirge sollte auf beiden Seiten unten auf der Grundlinie enden. Da die Sensoren die Bilder nicht einfach als Grauwerte aufzeichnen, sondern zerlegt in die drei Farbkanäle rot, grün und blau, zeigen viele Histogramme auch die Helligkeitsverteilung in den einzelnen Kanälen. Wir wollen uns im Moment aber nur auf die Grauwerte beschränken, die sich aus den zusammengefassten RGB-Werten ergeben.

Normal belichtetes Bild

Meist ist die senkrechte Achse des Histogammes nicht linear geteilt und der Maßstab wird automatisch an die vorkommenden Helligkeitswerte angepasst. Das bedeutet für uns, dass sie bei niedrigen Werten sehr stark gespreizt und bei hohen sehr stark gestaucht ist und dass die tatsächliche Höhe eines Gebirges nicht so wichtig ist wie seine Form und Verteilung.

Wir kennen jetzt das Histogramm eines korrekt belichteten Bildes. Wie sieht es aber aus, wenn das Foto über- oder unterbelichtet ist? Sie können es bestimmt erahnen:

In einem überbelichteten Bild sind die Schatten nicht schwarz, sondern nur mehr oder weniger grau und die Lichter sind ausgewaschen. Wir kennen das ja zur Genüge, wenn wir schon öfters eine dunkle Katze mit weißem Gesicht fotografiert haben. Im Histogramm erkennen wir, dass die meisten Pixel weit rechts liegen. Links vom Gebirge ist viel ungenutzter Raum zu sehen und am rechten Rand wird das Tal nicht mehr erreicht. Das Gebirge ist einfach abgeschnitten. All die Pixel die dort verlorengegangen sind bilden einen schmalen Peak bei reinem Weiß.

Überbelichtetes Bild

In einem unterbelichteten Bild sind die Lichter grau und ein großer Teil der Bildinhalte verschwindet im Schatten. Im Histogramm liegt der Schwerpunkt links. Das Gebirge ist weit vom rechten Rand entfernt, auf der linken Seite abgeschnitten mit einem schmalen Peak bei reinem Schwarz.

Unterbelichtetes Bild

Die verlorenen Pixel in beiden Bildern können nachträglich nicht mehr gerettet werden. Deshalb ist es so wichtig, dass die Belichtung bei der Aufnahme möglichst optimal ist

Unser Beispielfoto hat bei korrekter Belichtung optimal die Breite des ganzen Histogramms ausgefüllt. Was passiert aber wenn das Gebirge schmaler oder breiter ist?

Betrachten wir zunächst ein zu breites Histogramm. Es entsteht, wenn das Motiv mehr Kontrast aufweist, als unser Sensor unterscheiden kann. Das könnte zum Beispiel im Gegenlicht bei greller Sonne geschehen. In diesem Fall müssen wir Kompromisse eingehen und uns entscheiden, ob uns die Lichter oder die Schatten für dieses individuelle Bild wichtiger sind und dann die Aufnahme mit geringerer oder höherer Belichtung wiederholen, um den Preis, dass die jeweils gegenüberliegende Seite abgeschnitten wird.

Zu hoher Kontrast

Die folgenden beiden Beispiele zeigen einmal eine Verbesserung der Lichter auf Kosten der Tiefen und dann eine Verbesserung der Tiefen auf Kosten der Lichter.

Im ersten Fall haben wir einen schön durchgezeichneten Himmel. Die mittleren Helligkeitswerte sind aber noch zu dunkel und müssten noch angehoben werden.

FVerbesserung der Lichter

Im zweiten Fall fällt uns vor allem der ausgebrannte Himmel negativ auf. Auch wenn wir auf einen Teil der Informationen verzichten müssen zeigt uns das Bild rechts dass uns die Bildnachbearbeitung doch noch viele Ansatzpunkte gibt, um das Bild nachträglich zu verbessern. Wir dürfen dabei aber nicht außer Acht lassen, dass wir nicht den gleichen Tonwertumfang sehen wie unser PC. Auch die verschiedenen Ausgabemedien können den unterscheidbaren Tonwertumfang erheblich einschränken. So hat z.B. ein Ausdruck auf Papier einen wesentlich geringeren Tonwertumfang als ein guter Monitor.

Verbesseung der Tiefen

Übrigens: Wenn die Kamera die Bilddaten des Sensors speichert wird der Tonwertumfang kontrastreicher Motive durch das verwendete Grafikformat (JPG, TIF) beschnitten. Im Rohdatenformat (RAW) kann ein wesentlich breiterer Tonwertumfang gespeichert und später am PC verlustfrei optimiert werden. RAW-Daten benötigen allerdings wesentlich mehr Speicherplatz als andere Formate und einen höheren Bearbeitungsaufwand. Sie müssen mit RAW-Konvertern entwickelt und in JPG oder TIF umgewandelt werden.

Tiefen und Höhen korrigiert

Bei einem schmaleren Histogramm sind wir wesentlich besser dran als bei einem zu breiten.

Alle Informationen zwischen schwarz und weiß sind noch vorhanden! Hier haben wir noch ausreichend Spielraum um Helligkeitskorrekturen abhängig vom Motiv verlustfrei durchzuführen. Außerdem können wir die Tonwerte so neu verteilen, dass das Bild kontrastreicher und leuchtender wird.

Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass nicht jedes Bild besser wird, wenn wir die Tonwerte bis zum Maximum spreizen. Wir müssen uns dabei immer an dem Motiv orientieren das wir abgebildet haben. Stellen Sie sich eine schwarze Katze in der Abenddämmerung vor: Dieses Bild wird kaum Lichter zeigen und unser Gebirge im Histogramm muss zwangsläufig links sein. Eine Korrektur der Tonwerte bis zum rechten Rand würde die Stimmung des Bildes unweigerlich zerstören.

Helles Motiv ohne Tiefen

Das gleiche gilt natürlich auch für eine weiße Katze im Schnee. Das Histogramm wird ein Gebirge am rechten Rand zeigen, das einen Abstand zum linken Rand aufweist. Eine Korrektur auf den gesamten verfügbaren Tonwertumfang würde uns eine graue Katze in einer Aschelandschaft bescheren.

Lichter zu dunkel

Zusammenfassung:

  • Das Histogramm ermöglicht uns die Beurteilung eines Fotos bei der Aufnahme (sofern von der Kamera unterstützt)
  • Das Histogramm ist das wichtigste Beurteilungswerkzeug zur Planung von Korrekturen am Bild mit Hilfe von Bildbearbeitungssoftware
  •  Histogramme können auch nach Farbkanälen getrennt angezeigt werden
  • Das Histogramm muss immer in Verbindung mit dem dargestellten Motiv beurteilt werden
  • Für die Beurteilung eines Bildes mit Hilfe des Histogrammes ist für uns die Lage der Berge und Täler wichtig
  • Die tatsächliche Häufigkeit des Vorkommens von Helligkeitswerten ist nicht so wichtig und wird meist auch gar nicht angezeigt. Die Skala ist ohnehin nicht linear
  • Die Berge sollten immer vor dem linken und rechten Rand enden
  • Wenn der Tonwertumfang zu groß ist müssen wir Kompromisse eingehen
  • Wenn das Histogramm am Rand abgeschnitten ist, dann ist bereits Information verloren gegangen
  • Mit dem RAW-Format erhalten wir einen viel breiteren Tonwertumfang und haben damit eine viel größere Fehlertoleranz und mehr gestalterische Möglichkeiten
  • RAW-Daten benötigen Konverter, da sie vom Betriebssystem meist nicht angezeigt werden können

Wir haben jetzt an einigen praktischen Beispielen gesehen, wie wir mit Hilfe des Histogrammes die Aufnahmegüte unserer Fotos beurteilen können. Im Teil 2 unseres Fotografierseminares werden wir uns dann das notwendige Wissen erarbeiten, wie wir das Gelernte zur Korrektur mit Hilfe von Bildnachbearbeitung einsetzen können.

© Titelfoto: Johnny Krüger
© Text und übrige Fotos: Friedrich Walz

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